Richtig Zelt aufstellen: Tipps für Reisen, Wandern und Trekking mit Zelt
Eine Nacht unter 1001 Sternen mitten in der Wüste von Marokko oder im Himalaya? Ein ebenso unbeschreibliches wie unvergessliches Erlebnis!
Eine Zelttrekkingtour ermöglicht intensive Natureindrücke, die man beim Wandern mit Hotelübernachtung niemals erleben kann. Solche Eindrücke zu gewinnen, finden viele reizvoll. Andererseits schrecken viele auch vor den vermeintlichen Unbequemlichkeiten, der Kälte oder der fehlenden Hygiene einer Zelttrekkingtour zurück.
In diesem Kapitel möchten wir Ihnen einige Tipps und Tricks geben, wie sich diese Bedenken mit der passenden Ausrüstung sowie der richtigen Taktik und Einstellung wesentlich entschärfen lassen. Und glauben Sie uns: Einmal über den eigenen Schatten zu springen und die gewohnte Komfortzone zu verlassen, bringt einen unglaublichen Gewinn an innerer Freiheit und Erlebnisintensität! Belohnt werden Zeltnomaden mit Freiheitsgefühlen und einzigartigen Naturerlebnissen.
Einige Dinge sollten für das Gelingen einer Zelttrekkingtour allerdings beachtet werden.
Wie ist das mit dem Waschen?
Grundsätzlich findet sich auch beim Zelttrekking immer eine Möglichkeit, sich mit etwas Wasser und einem Waschlappen hinter einem Stein oder neben einem Bach zu waschen. Nehmen Sie aber zusätzlich unbedingt ausreichend Feuchttücher mit! Diese sind willkommene Hilfsmittel für die tägliche Reinigung.
Wie ist das mit dem Klogehen?
Auch hier findet sich unterwegs immer ein Felsen, ein Busch oder eine Düne. Wichtig ist aber: Bitte niemals Abfall zurücklassen! Daher das Toilettenpapier bzw. die Feuchttücher am besten in einem Plastiksack sammeln und dann im Camp entsorgen. Wenn Sie in der Nacht im Zelt aufs Klo müssen, zögern Sie dieses Bedürfnis bitte nicht hinaus, weil das Rausgehen so kalt und umständlich wäre.
Vermeiden Sie, mit unangenehmem Harndrang stundenlang halbwach herumzuliegen und sich dadurch in der Nacht nicht zu erholen. Machen Sie kurzen Prozess: Schlafsack auf, Stirnlampe und Schuhe an, Geschäft erledigen und wieder reinkuscheln und weiterschlafen. Gehen Sie stets mit Stirnlampe und Schuhen raus! Denn immer wieder verletzen sich Menschen beim Klogehen im Halbschlaf die Füße bei Zeltheringen, Zeltleinen oder Dornen. Ich kann mich erinnern, dass sich ein Marokko-Reisegast bei einem nächtlichen Klogang ohne Lampe sogar einmal zwischen den stockdunklen Dünen verirrt hat. Zum Glück gab es ein Happy-End!
Richtig Zeltaufstellen – kinderleicht!
Moderne Kuppelzelte sind tatsächlich sehr einfach aufzustellen. Nachdem es aber viele unterschiedliche Modelle gibt, verweise ich hiermit auf die Aufstellungsanleitung der verschiedenen Hersteller. Ich rate dringend zu Zelten mit Alugestänge. Billige Zelte haben Kunststoffstangen (Fiberglas), die sehr leicht brechen.
Folgende Tipps gelten unabhängig vom Herstellermodell:
- Guten, möglichst ebenen Platz suchen
Wenn der Platz leicht geneigt ist, den Zeltaufbau so planen, dass man beim Schlafen mit dem Kopf nach oben liegt.
- Woher kommt das Regenwasser?
Achtung, gut Ausschau halten, damit man bei Regen nicht unter einer Böschung, mitten in einem Regenwasserkanal oder in einem potenziellen Regenwasserbecken liegt.
- Wasserkanäle und Regenrinnen
Wenn Regen droht, evtl. Wasserkanäle um das Zelt herum graben – mit Ableitungen, die das Wasser vom Zelt wegleiten.
- Zeltheringe
Schräg nach hinten in Gegenrichtung der Abspannungen in den Boden schlagen.
- Stein als Hammer
Wenn kein Zelthammer verfügbar ist, am besten einen mittelgroßen Stein verwenden.
- Steine zur Abspannung
Mit Steinen kann man auch die Abspannungen zusätzlich sichern. Das ist vor allem beim Zelten in Sand, bei sehr porösem oder auch extrem felsigem Boden erforderlich – also immer, wenn die Heringe nicht ausreichend Halt bieten.
- Zelteingänge schließen
Alle Zelteingänge vor dem Abspannen des Zeltes schließen!
- Abspanner
Abspanner der Leinen immer in der Mitte anordnen, denn so kann man nachträglich gut nachspannen oder auch lockern.
- Zelten auf verschiedenen Untergründen
Nicht immer ist man in der glücklichen Lage, sein Zelt auf einem ebenen Rasen aufstellen zu können. Beim Wandern findet man sich immer wieder in der Situation, das Nachtlager auf weniger vorteilhaftem Grund aufschlagen zu müssen. Es gibt jedoch einige hilfreiche Tricks, wie man Abhilfe schaffen kann.- Zelten auf sandigem Boden: Beim Zelten auf Sand besteht das Problem, dass die Zeltheringe nur sehr schwer im Boden halten. Um dieses Problem zu lösen, kann man so vorgehen: Man drückt die Heringe schräg (in Gegenrichtung zum Zelt) in den Boden und sichert diese mit großen, möglichst schweren Steinen.
- Zelten auf Geröll: Beim Zelten auf Geröll oder gar felsigem Untergrund verbiegen die Heringe beim Einschlagen in den Untergrund, bzw. lassen sich oft gar nicht im Boden verankern. Auch hier kann man sich mit großen, möglichst schweren Steinen behelfen, um das Zelt abzuspannen. Ein mittelgroßer Stein ist im Übrigen auch ein sehr guter Hammerersatz, um damit die Heringe in den Boden zu schlagen.
- Außen- und Innenwand dürfen sich nicht berühren
Es sollte nichts an der Zeltwand innen anstoßen, z. B. ein Rucksack. An diesen Stellen kommt nämlich bei Regen Wasser herein. Es bedarf einer guten Befestigung der Zeltstangen. Bei manchen Zelten gibt es zusätzliche Schlaufen, die von innen noch zusätzlich zum Fixieren der Stangen dienen. Die Zeltabspannungen müssen – vor allem bei Regen und Wind – laufend nachjustiert werden. Manchmal muss man an kritischen Stellen auch das Innenzelt an 1–2 Stellen aushängen, wenn das von der Konstruktion her möglich ist.
- Kondenswasser von innen
Nicht nur vor Wasser von außen sollte man sich schützen, sondern auch vor Kondenswasser von innen. Durch Körperausdünstungen bzw. das Schwitzen wird das Zelt – vor allem in der Nacht, wenn die Zelt-Außenhaut sehr kalt ist – auf der Innenseite feucht.Wenn man nasse Jacken oder Schuhe im Zelt lagert, kann sich das Problem verschärfen. Um die Kondenswasserbildung zu minimieren, sollten Sie auf eine möglichst gute Belüftung des Zelts achten. Öffnen Sie also, wenn es nicht regnet, die Belüftungsfirste sowie den Eingangsbereich des Zelts, um eine gute Luftzirkulation sicherzustellen.
Ganz vermeiden lässt sich Kondenswasser vor allem bei Kuppelzelten jedoch nicht. Daher ist es wichtig, leicht feuchte Daunenschlafsäcke und andere Teile der Ausrüstung tagsüber in der Sonne immer wieder gut zu trocknen.
- Zeltsäcke sichern
Die Säcke für das Zelt, die Stangen und die Zeltheringe gleich nach dem Aufstellen zusammensammeln und im Vorzelt lagern – evtl. an den Stangen anbinden. Vor allem bei Wind fliegen die leeren Säcke ansonsten über Nacht davon.
- Schuhe, Jacken oder Stöcke nicht draußen im Freien lagern
Gelegenheit macht Diebe! Zudem werden Wanderschuhe im Freien durch den Morgentau nass. Also spätestens vor dem Schlafengehen alle umherliegenden Dinge einsammeln und im Vorzelt verstauen!
- Ordnung im Zelt halten
Keine schmutzigen Wanderschuhe oder nassen Jacken ins Zeltinnere hineinnehmen. Diese Dinge im Vorzelt lagern.
- Insekten und Kleintiere draußen halten
Am besten durch das Schließen der Moskitonetze, wenn man abends Licht (z. B. um zu lesen) einschaltet. Es ist ohnehin ratsam, die Moskitonetz-Eingänge stets geschlossen zu halten, um verschiedenste Insekten und anderes Getier fernzuhalten.
- Kein offenes Feuer im Zelt
Die Zeltmaterialien sind aus extrem leicht entflammbarem Material. Ein Zelt brennt daher sehr rasch ab. Das ist tatsächlich Bekannten von mir bereits passiert.
- Zelt abbauen
Vor dem Abbau das Zelt komplett ausräumen und auch nachkontrollieren. Manchmal bleibt etwa die Lesebrille in einer Seitentasche und wird dann zerdrückt. Vor dem endgültigen Abbau das Innenzelt auswischen oder auskehren. Manche Kuppelinnenzelte kann man nach Entfernen des Überzeltes auch gut umdrehen, um Sand und Staub herauszuschütteln. Der Unterboden und das Innere des Überzelts sind oft noch feucht. Entweder das Zelt vor dem Einpacken ganz trocknen oder beim nächsten Aufstellen. Wenn es einige Tage hindurch regnet, ist das allerdings eine Herausforderung.
- Zelte länger lagern
Auf alle Fälle muss das Zelt vor einer längeren Lagerung ganz trocken sein.
Die wichtigsten Zeltarten auf einen Blick:
- Kuppelzelt
Ein Kuppelzelt ist für mich das beste Zelt, da es auch ohne Verspannung von selbst steht und extrem einfach im Auf- und Abbau ist. Vor dem Abbau lässt es sich außerdem problemlos mit offenem Eingang umdrehen, um Schmutz, Gras und Staub herauszuschütteln. Auch die große Stabilität selbst bei Wind und Schnee ist ein Pluspunkt, der es zum am häufigsten verwendeten Zelttyp für das Camping beim Wandern macht. Der Nachteil ist das etwas höhere Gewicht.
- Tunnelzelt
Tunnelzelte zeichnen sich durch ein sehr geringes Gewicht und den verglichen mit anderen Zelten großen Innenraum für die Lagerung von Gepäck und Ausrüstung aus. Aufgrund der geringeren Standfestigkeit muss ein Tunnelzelt immer mit Heringen abgespannt werden. Wer länger bei schlechtem Wetter unterwegs sein möchte, braucht evtl. so ein Zelt mit einer großzügigen Apsis zum Kochen.
- Tarp
Als Tarp wird eine große Plane bezeichnet, die als Wetterschutz über ein Seil oder zwischen Bäumen abgespannt wird. Diese Art von Zelt ist eine interessante Lösung, wenn man mit wenig Gewicht und in eher windarmen Gegenden unterwegs ist. Zu bedenken ist allerdings, dass ein Tarp kaum Schutz vor äußeren Einflüssen bietet.
- Geodätisches Zelt
Der große Vorteil von geodätischen Zelten ist die hohe Stabilität bei Wind und Wetter. Diese Eigenschaft macht es vor allem für Bergsteiger in großen Höhen interessant oder auch für das Wintercamping bei heftiger Witterung. Für das Wandern wird es allerdings kaum verwendet. Diese Zelte sind etwas schwerer als Kuppelzelte.
- Firstzelt
Firstzelte sind wenig windstabil und haben – vor allem, wenn Baumwolle als Zeltstoff verwendet wird – ein sehr hohes Gewicht. Für das Wandern werden sie deshalb heute nicht mehr verwendet. Allerdings haben sie den Vorteil, dass sie einfach zu reparieren sind.
Mein Tipp: Wichtig ist auf alle Fälle, hochwertige Zelte mit Gestängen aus Metall zu kaufen. Billige Zelte haben meist Gestänge aus Kunststoff, die sehr rasch brechen.
Zelten und Biwakieren in Österreichs Wäldern und Bergen
Die österreichische Rechtslage bezüglich Zelten und Biwakieren in Wäldern und Bergen ist rigide und teilweise undurchsichtig. In der freien Natur ist beides leider in vielen Gebieten verboten. Rechtswidriges Verhalten ist oft mit hohen Geldstrafen verbunden.
Obwohl es – sofern nicht anders angegeben – jedem gestattet ist, einen Wald zu betreten, verbietet das Forstgesetzt § 33 unmissverständlich das Zelten auf allen österreichischen Waldflächen. Ausnahmen bedürfen der ausdrücklichen Zustimmung des Grundeigentümers.
Im alpinen Ödland oberhalb der Baumgrenze ist die österreichische Rechtslage komplizierter und es gibt große Unterschiede in den verschiedenen Bundesländern.
Ich empfehle daher vor einer geplanten Campingwandertour, sich immer im Vorhinein über die Gesetzeslage des jeweiligen Wandergebietes zu informieren. Besonders streng ist diese in den Bundesländern Kärnten, Niederösterreich und Tirol. Das Kärntner Naturschutzgesetz verbietet zum Beispiel Wanderern das Zelten außerhalb behördlich bewilligten Campingplätzen. Die einzige Ausnahme ist das alpine Biwakieren, wenn eine Notsituation wie eine Verletzung keine andere Wahl lässt. Etwas lockerer ist die Rechtslage in den Bundesländern Burgenland, Salzburg, Steiermark und Vorarlberg. Dort ist das Lagern in der Natur prinzipiell möglich. Ausnahmen sind Gruppen ab zehn Personen und das Verweilen für mehr als drei Tage. Im Bundesland Salzburg müssen drei verschiedene Gesetze beachtet werden. Diese schreiben einen respektvollen Umgang mit der Natur vor, schließen aber das Kampieren in der Natur nicht aus. Diese Richtlinien beziehen sich vor allem auf größere Wandergruppen. Im Vorarlberger alpinen Ödland ist das Nächtigen in der freien Natur generell erlaubt. Einschränkungen kann der Bürgermeister einer Gemeinde in Ausnahmefällen vornehmen.
In österreichischen Schutzgebieten, sprich Nationalparks, Naturschutz- und Sonderschutzgebieten, ist das Campen absolut verboten.