Nordzypern: 11 gute Gründe den großartigen Norden zu entdecken
Auf seiner Zypern-Reise hat Weltweitwandern-Gründer Christian Hlade auch den Nordtteil der Insel besucht. Dabei hat ihn die Region ziemlich begeistert. Er gibt uns in seinem Reisebericht 11 Gründe, warum Nordzypern eine Reise wert ist.
Während der Süden Zyperns als beliebte und gut erschlossene Urlaubsdestination bekannt ist, erwarten Reisende im Norden noch echte Entdeckungen und ein wunderschönes Wandergebiet!
Hier, wo Orient auf Okzident trifft, haben wir für unsere Weltweitwandern-Reisen das große Glück mit Franz, einem ganz besonderen Guide unterwegs zu sein: Ich war im November mit ihm zusammen im Norden der Insel ganz intensiv wandernd unterwegs, um gemeinsam am Programm für unsere neue Reise zu arbeiten. Diese von uns beiden liebevoll gestaltete Reise können wir Ihnen nur sehr empfehlen! 😉
Erste Entdeckung: Nikosia – die letzte geteilte Stadt Europas
“Der hypermoderne Eleftheria-Platz von Zaha Hadid sieht ja aus wie ein UFO-Landeplatz inmitten der historischen Altstadt“, ist mein erster Eindruck von Nikosia-Süd. Die ultramoderne Gestaltung des Platzes ist besonders bei Nacht faszinierend – als ehemaliger Architekt finde ich das richtig, richtig cool!
Gleich danach gehen wir zu Fuß über die „Greenline“, die international nicht anerkannte Grenze und ein Niemandsland das Nikosia – überwacht von UNO-Soldaten – in zwei Hälften teilt. Im Norden der geteilten Stadt erwartet mich dann gleich weitere Überraschungen: eine lebendige alternative Szene mit Bars, wo Doors und Led Zeppelin aus den Lautsprechern klingen. Ich entdecke eine kleine Mikrobrauerei und eine fantastische Buchhandlung mit Büchern bis zur Decke. Die Atmosphäre hier wirkt ein bisschen „retro“ und zugleich exotisch. Man ist hier plötzlich weiter weg von der Globalisierung und den internationalen Marken.
Wir haben auch den „Büyük Han“ besucht, eine heute mit Geschäften und Cafés innen sehr lebendige, alte Karawanserei aus dem 16. Jahrhundert und die von den Briten erreichte Bandabulya-Markthalle. Ein Highlight war auch die Selimiye-Moschee, ursprünglich eine gotische Kathedrale, die später zur Moschee wurde. Ich habe dann aus Neugier am Nachmittag auch den traditionellen Hamam (das türkische Bad) ausprobiert und hab mich abschrubben lassen – ich kann das wirklich sehr empfehlen!
Wir sind dann auch viel durch enge Gassen geschlendert und an der Stadtmauer entlangspaziert, um das authentische multikulturelle Flair der Stadt zu erleben. Die Stadt ist ein Mix aus osmanischer, venezianischer, griechischer und britischer Architektur. Die alten venezianischen Stadtmauern umgeben auch heute noch die Altstadt und sind sehr beeindruckend.
Nikosia die einzige geteilte Hauptstadt von Europa ist eine Hauptstadt der Vielfalt, der Gegensätze und Brüche… Superspannend!
Zweite Entdeckung: Das majestätische Besparmak- / Fünffinger- Gebirge
“Heute führt uns unsere Wanderung hoch hinauf zur imposanten Kreuzfahrerfestung St. Hilarion“, erklärt Franz. “Ursprünglich war das ein byzantinischer Ausguck gegen Piraten. Später wurde es der königliche Sommersitz der französischstämmigen Lusignans. Die haben Zypern damals dem berühmten Kreuzritter Richard Löwenherz abgekauft.”
Die Wanderung hinauf führte uns durch lichte Wälder mit Zistrosen und Salbei, während sich unter uns immer großartigere Ausblicke auf das Gebirge, die grünen Küstenwälder, die vielen weißen Häuser und das Meer eröffnen.
Durch das berühmte “Fenster der Königin” blicken wir dann von ganz oben auf das türkisblaue Mittelmeer. Wir stärken uns hier mit schmackhaftem Olivenbrot und frischen Mandarinen aus dem Garten von Franz. Es wird auch erzählt, dass diese märchenhaft gelegene Burg Walt Disney zur Gestaltung seiner berühmten Märchenschlösser in seinen Filmen inspiriert haben, insbesondere dem Schloss von Dornröschen. Ich kann das hier sehr nachvollziehen!
Aber es gibt auch noch viele weitere tolle Wanderwege hier im Fünffingergebirge!
Am Besparmak – Trail kann man in 18 Tagesetappen die 255 km durch den ganzen Norden der Insel wandern. Auf unserer Wanderwoche folgen wir immer wieder Teilstücken dieses Trails.
Dritte Entdeckung: Ein christliches Dorf im muslimischen Norden
“Kalimera!”, werden wir im Dorf Kormakitis begrüßt. Hier erlebe ich eine der größten Überraschungen der Reise: “Die Maroniten sind eine christliche Minderheit aus Syrien und dem Libanon, die mit der römisch-katholischen Kirche uniert ist“, erklärt Franz. “Sie sprechen neben Griechisch auch Aramäisch, die Sprache in der auch Jesus gesprochen hat.“ Für mich hier etwas völlig Unerwartetes im türkisch-islamisch geprägten Nordzypern. Im Café vor der imposanten St.-Georgs-Kirche aus dem 15. Jahrhundert genießen wir die Sonntagsstimmung. Die Männer spielen Karten, während nebenan in der Amtsstube der Bürgermeister seinen Amtstag abhält – “ein richtig cooles Service!” mein Franz zu mir.
Vierte Entdeckung: Eine Zeitkapsel namens Varosha
“Es ist wie ein gruseliges Freilichtmuseum der 60er und 70er Jahre“, sagt Franz, während wir durch die verlassenen Straßen spazieren. Einst ein florierendes “High Society”-Touristenziel mit über 40.000 Einwohner:innen und 10.000 Gästebetten. Die Küstenstadt Varosha, ein Stadtteil von Famagusta im Norden Zyperns, war in den 1960er und frühen 1970er Jahren ein Hotspot für den internationalen Jetset und wurde oft als das „Monaco des Ostens“ bezeichnet. Sie war bekannt für ihre luxuriösen Hotels, schönen Strände und das glamouröse Nachtleben. Zahlreiche internationale Stars und Prominente wie Richard Burton, Elisabeth Taylor und Brigitte Bardot besuchten Varosha, bevor die Stadt 1974 während des Zypernkonflikts verlassen werden musste und zur Geisterstadt wurde.
Erst seit 3 Jahren dürfen Besucher:innen die Stadt nun wieder tagsüber betreten.
“Spooky”, denke ich beim Anblick der Geschäftsschilder mit Schriftzügen aus den 60ern und 70ern, der Werbung für Kodak-Filmentwicklung und der verlassenen Autohäuser.
Ein echtes Mahnmal dieses komplizierten Konfliktes auf Zypern!
Fünfte Entdeckung: Unser Quartier an der Nordküste
“Die von Frau Gülten und ihren Eltern liebevoll 1999 erbaute und familiengeführte Anlage liegt am Hang des mächtigen Fünffingergebirges“, schwärmt Franz. Das Besondere: Ein großer Obstgarten, eine kleine Farm mit Gemüsegarten und Bienenstöcken, bungalowartige Gebäude um einen großen Pool mit viel Platz dazwischen. Hier werden hausgemachte Produkte wie Marmeladen und Olivenöl hergestellt, und die entspannte, herzliche, familiäre Atmosphäre lädt zum Hierbleiben ein.
Sechste Entdeckung: Die wilde Westküste
Unsere Wanderung zur Bucht von Akdeniz führt uns durch die letzten Kiefernwälder der Westküste. “Fast wie die afrikanische Savanne wirkt die Dünenlandschaft hier“, erklärt Franz. Am endlosen Sandstrand rauscht dann das türkisfarbene Meer. Das Meer hat hier selbst im November noch angenehme Badetemperatur. Im Sommer kommen hier dutzende Carrretta Carretta-Schildkröten zum Ablegen ihrer Eier an Land. Unser Weg führt weiter zu den nahen Königsgräbern von Akdeniz/Agia Irini, einer archäologischen Stätte. Hier wurden in den 1930er-Jahren über 2000, zum Teil überlebensgroße, Keramikfiguren aus dem 7. Jahrhundert vor Christus gefunden. “Wir wandern hier also auf einem wirklich alten Kulturboden!“
Siebente Entdeckung: Ein Land im Aufbruch
“Man kaum streng religiös lebende Menschen“, macht mich Franz unterwegs aufmerksam, “stattdessen selbstbewusste Geschäftsleute, die zwischen Tradition und Moderne ihr eigenes Nordzypern gestalten. Und viele sprechen ein ausgezeichnetes Englisch!” Die Region hat sich auch zu einem internationalen Bildungszentrum entwickelt, mit über 100.000 Studierenden aus der ganzen Welt an den vielen, meist privaten Universitäten. Und das bei nur 400.000 Einwohner:innen hier im Norden der Insel! Diese Vielfalt bringt eine lebendige, dynamische, junge Atmosphäre in die Region.
Achte Entdeckung: Wanderung zur Abtei Bellapais
Vom kleinen Dorf Taskent aus starten wir unsere Wanderung auf einem aussichtsreichen Ziegenpfad. Unter schönen Felsformationen steigen wir hinauf zu einem kleinen Bergsattel, von dem der Blick über die weite Mesaoria-Ebene bis nach Nikosia und zu den hohen Bergen des Troodos-Gebirges reicht. Nach dem Bergsattel betreten wir einen Wald und haben schon erste schöne Blicke auf die Küste der Nordseite des Fünffingergebirges. Der Weg führt durch den herrlichen Wald hinunter zur Abtei von Bellapais.
Die gotische Anlage aus dem 13. Jahrhundert gilt als schönstes Beispiel französischer Baukunst im östlichen Mittelmeerraum. Der filigrane Kreuzgang mit seinen spitzbögigen Arkaden, der prachtvolle Refektoriumssaal und die hochaufragende Kirchenruine zeugen vom einstigen Glanz dieses spirituellen Zentrums der französischen Lusignan-Dynastie. Im Sommer verwandelt sich der Kreuzgang in eine natürliche Konzertbühne – klassische Musik unter Sternen, umrahmt von gotischen Bögen. In der örtlichen Taverne gegenüber der Abtei genießen wir – mit gutem Hunger nach unserer Wanderung – lokale Spezialitäten mit Blick auf die wunderschöne „Skyline“ der Abtei.
Neunte Entdeckung: Mittelalterliche Hafenstädte
Die malerische Hafenstadt Girne (Kyrenia) gilt nicht umsonst als die schönste Stadt Zyperns. Der hufeisenförmige venezianische Hafen wird von einer mächtigen Festung bewacht, deren Mauern Geschichten aus byzantinischer, venezianischer und osmanischer Zeit erzählen. Im Burgmuseum bestaunt man ein faszinierendes Schiffswrack aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. – eines der besterhaltenen antiken Handelsschiffe der Welt. Entlang der Hafenpromenade reihen sich in den historischen Gewölben Restaurants und Cafés. In den verwinkelten Gassen der Altstadt entdecken wir osmanische Stadthäuser mit ihren charakteristischen Holzbalkonen.
Famagusta wird von einer der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtbefestigungen des Mittelmeers aus der Zeit der Venezianer umschlossen. Das Highlight hier ist die Lala-Mustafa-Pascha-Moschee, vormals die gotische St. Nikolaus-Kathedrale. “Die Kirche, erbaut von den französischen Lusignans, ist ein Meisterwerk der französischen Gotik“, erklärt Franz. “Ihre kühle Eleganz kommt besonders zur Geltung, da der Innenraum seit der Umwandlung in eine Moschee während der osmanischen Zeit vollständig leer ist.” Die klare Struktur der gotischen Architektur tritt in dieser Reduktion besonders eindrucksvoll hervor.
Diese Städte erzählen, wie keine anderen von der Zeit, als Zypern ein wichtiger und auch sehr reicher Handelsposten zwischen Orient und Okzident war.
Zehnte Entdeckung: Perfektes Wanderklima, wenn es bei uns schon/noch zu kalt ist!
Zypern bietet mit seinem mediterranen Klima ideale Bedingungen für Wanderungen von Februar bis April und im Oktober und November. Die Temperaturen liegen hier höher als im nördlichen Mittelmeerraum. Selbst im November können wir bei angenehmen Temperaturen die abwechslungsreichen Landschaften erkunden und nach der Wanderung im bis zu 24 Grad warmen Mittelmeer schwimmen!
Frühling (Februar bis April): Blütenpracht und angenehme Temperaturen
Schon ab Februar zeigt sich die Insel von ihrer farbenfrohen Seite. Wildblumen überziehen die Hügel, und die milden Temperaturen laden zu Wanderungen und Erkundungstouren ein. Die Natur steht in voller Blüte, was diese Jahreszeit ideal für Naturliebhaber:innen macht.
Herbst (Oktober bis November): Wandern, Wein und Baden
Der Herbst ist perfekt, um Zyperns Landschaft zu entdecken. Es ist die Zeit der Weinlese und Olivenernte. In den Tavernen wird der traditionelle Verigo-Wein serviert – benannt nach dem englischen „very good“. Gleichzeitig bietet das Mittelmeer mit Wassertemperaturen von an die 24 Grad noch optimale Bedingungen für ein Bad.
Winter: Wandern in mildem Klima
Auch im Winter lohnt sich eine Reise. Während in den Bergen manchmal Schnee liegt, sind Wanderungen in tieferen Lagen bei milden Temperaturen gut möglich.
Elfte Entdeckung: Unser Guide Franz – Ein Brückenbauer zwischen den Welten
“Ich fühle mich wirklich sehr beschenkt durch das große Wissen von Franz, das er hier unterwegs mit mir teilt!“, denke ich mir am Ende meiner Reise. Mit seinem geschulten Blick für geschichtliche Zusammenhänge und seinem großen Wissen macht er jede Wanderung zu einer spannenden Entdeckungsreise. Seine Leidenschaft für die Region zeigt sich auch in seinem Engagement: Gemeinsam mit lokalen Universitäten und Studierenden pflegt und entwickelt er die Wanderwege Nordzyperns. Franz verfolgt, genauso wie wir, die Vision eines verantwortungsvollen Tourismus. So sind die Lunchboxen während der Reise plastikfrei und dank der Wiederbefüllung der Wasserflaschen kann auf Einweg-Plastikflaschen verzichtet werden.
Franz stammt ursprünglich aus der schönen Oststeiermark, er hat erst das Tourismuskolleg in Bad Gleichenberg und dann das Architekturstudium an der TU-Wien abgeschlossen. Hier lernte er auch seine Frau Nelin kennen – und nach einigen Jahren in Österreich zogen die Beiden dann 2010 auf ihre Heimatinsel Zypern!
Auf Zypern machte Franz dann seine Leidenschaft für Natur und Wandern zum Beruf. Seit 2012 ist Franz zertifizierter Wander- und Reiseführer im Nordteil der Insel. Er spricht Deutsch, Englisch, Türkisch und etwas Griechisch.
Wer jetzt Lust hat, Nordzypern zu entdecken, kann dies ab Frühjahr 2025 mit unserem Guide Franz auf unserer Nordzypern-Reise tun. Diese Reise lässt sich auch wunderbar mit unserer anderen Zypern-Reise kombinieren!
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