Korfu: Zwischen Olivenhainen und Meeresbuchten
Korfu ist bekannt für Strand und Meer. Doch die Landschaft der griechischen Insel hat noch so viel mehr zu bieten. Gemeinsam mit Bettina, unserer Partnerin auf Korfu, hat Weltweitwandern-Gründer Christian Hlade die Insel erwandert. Er erzählt uns von seinen Eindrücken und Erlebnissen auf Korfu.
Frühling, Ankunft aus dem noch kühlen Österreich in Korfu. Die Luft ist warm und feucht, erfüllt vom Duft der Macchia und einer leichten Meeresbrise. Es ist diese besondere Mischung, die uns sofort spüren lässt: Die Entspannung beginnt! Für eine Woche hatte ich – gemeinsam mit lieben Freunden – das Glück, diese facettenreiche griechische Insel wandernd zu erkunden. Schnell wurde klar: Korfu bietet weit mehr als nur Sonne und Strand. In unserer kleinen Gruppe von nur sieben Personen entdeckten wir dann ein Korfu, das im üblichen Tourismus oft verborgen bleibt.
Unser Zuhause für die Woche: eine gemütliche Pension in der Bucht von Agios Georgios. Der Meerblick von dort ist schlichtweg spektakulär! Was mich dann in dieser Woche zusätzlich begeisterte, war das abwechslungsreiche Hinterland – eine Landschaft, die zwischen sattgrünen Hügeln und dramatischen Küsten wechselt.
Bettina – Unsere Wegbereiterin mit Vision
Unsere Entdeckungsreise wurde von Bettina geleitet, einer gebürtigen Österreicherin mit einer ungewöhnlichen Geschichte: Nach 13 Jahren in der Hektik New Yorks suchte sie nach einem kompletten Gegenentwurf und fand ihn in Afionas, einem 200-Seelen-Dorf auf Korfu. Bettina vereint eine große Neugier einer Zugereisten mit dem tiefgehenden Wissen einer inzwischen Einheimischen und der Herzlichkeit einer liebevollen Gastgeberin.
Was sie besonders macht? Ihre Leidenschaft für authentische Wege abseits der üblichen Routen. “Asphaltierte Straßen meiden wir, wo es nur geht”, sagt sie mit Überzeugung. Diese Hingabe geht so weit, dass sie kürzlich einen griechischen Bauern engagierte, der sich drei Tage lang durch dichtes Gestrüpp arbeitete, um für unsere Gäste einen guten Steig zu schaffen. “350 Euro hat mich der Weg gekostet”, erzählt sie lächelnd. “Der charmante Grieche bot mir einen günstigeren Preis an, wenn ich mit ihm einen Kaffee trinken gehe – aber ich zahlte lieber den vollen Preis.” Sie schmunzelt: “Geschäft ist Geschäft.“
Picknick unter Olivenbäumen
Ein Höhepunkt ist unser Picknick in einem dieser Olivenhaine. Bei einer angenehmen Brise und mit Blick auf das Blau des Ionischen Meeres genießen wir auf einer schönen Picknickdecke, umgeben von uralten Olivenbäumen die lokalen Köstlichkeiten:
Es gibt frisches Weißbrot von einem lokalen Bäcker aus Magoulades – und es schmeckt tatsächlich so gut, wie Bettina es versprochen hatte. Dazu cremiger Feta und Oliven, die von den heimischen Bäumen stammen. Bettina würzt das Ganze mit Geschichten über Korfu – eine fesselnde Mischung aus historischen Fakten, lokalen Anekdoten und persönlichen Erlebnissen, die auch für uns die Insel lebendig und liebenswert werden lassen.
Wandern auf korfiotisch
Unsere Wanderungen sind so vielfältig wie die Insel selbst. An einem Tag führt uns Bettina entlang der „korfiotischen Riviera“, wo wir von Bucht zu Bucht wandern, immer mit Blick auf die albanische Küste in der Ferne. Die kristallklaren Gewässer laden zu erfrischenden Badepausen ein.
An einem anderen Tag erkunden wir das Hinterland, wandern durch dichte Wälder und kommen an kleinen Bergdörfern vorbei, die wie aus der Zeit gefallen scheinen. In Sokraki, einem dieser Dörfer, machen wir Pause in einem urigen Café. Hier, bei einem starken griechischen Kaffee, beobachten wir das beschauliche Dorfleben und tauchen ein in den Rhythmus des ländlichen Korfus.
Kulinarische Entdeckungen
Das Essen auf Korfu ist mehr als nur Nahrungsaufnahme, es ist ein Lebensstil. In kleinen Tavernen, die Bettina sorgfältig ausgewählt hatte, erleben wir griechische Gastfreundschaft in ihrer reinsten Form. In der Taverne „Vavilas“ kosten wir fangfrischen Fisch, den der Besitzer Thomas selbst aus dem Meer gezogen hatte. Serviert wird er mit Zitronen aus dem eigenen Garten und Gemüse von der Großmutter – Nachhaltigkeit und Regionalität, lange bevor diese Begriffe in Mode kamen.
Ein kulinarisches Highlight ist auch unser Besuch in der „Romeo Taverne“. Hier kocht Matula, laut Bettina eine der besten Köchinnen Korfus. Und was soll ich sagen? Bettina untertrieb. Matulas Gerichte sind kleine Kunstwerke, jedes einzelne liebevoll zubereitet und dekoriert. Das Brot backt sie selbst, die Kräuter sammelt sie jeden Morgen frisch. Hier wird „farm-to-table“ nicht als Trend gelebt, sondern als Selbstverständlichkeit.
Begegnungen mit dem echten Korfu
Was diese Reise wirklich besonders macht, sind die Begegnungen mit den Menschen Korfus. Da ist zum Beispiel Konstantino, ein Bio-Olivenbauer, der uns stolz sein kleines Anwesen zeigt. Seine Leidenschaft für die Olivenzucht ist ansteckend, und als wir sein selbstgemachtes Öl mit frischem Brot probieren, verstehen wir, warum. Es ist, als würde man die Essenz Korfus schmecken – sonnengereift und voller Charakter.
In dem kleinen Dorf Kavadades lernen wir Spiros kennen, der einen kleinen Laden betreibt. 80% seiner Waren, so erzählte er uns stolz, kommen aus der Region Arillas. In seinem Laden zu stöbern war wie eine Entdeckungsreise durch die lokale Produktion Korfus.
Momente der Stille
Zwischen all diesen Eindrücken und Begegnungen sind es oft die stillen Momente, die am tiefsten berühren. Der Sonnenuntergang in Afionas, Bettinas Heimatdorf, wo wir zusehen, wie die Sonne hinter den Diapontischen Inseln im Meer versinkt. Der frühe Morgen am Strand von Agios Georgios, als nur das sanfte Rauschen der Wellen die Stille durchbricht. Diese Augenblicke laßen uns die wahre Essenz Korfus spüren – eine Insel, die trotz ihrer Popularität ihre Seele und an vielen Orten auch die Stille bewahrt hat.
Mehr als nur Wandern
Bettina zeigte uns, dass Korfu weit mehr zu bieten hat als schöne Wanderwege. An unserem freien Tag hatten wir die Qual der Wahl: Ein Ausflug in die charmante Hauptstadt Kerkyra mit ihren venezianischen Bauten und verwinkelten Gassen? Eine Kajaktour entlang der Küste? Oder einfach einen Tag am Strand entspannen? Ich entschied mich für einen Spaziergang durch Afionas, Bettinas Heimatdorf, mit einem Abstecher zur malerischen Porto Timoni Bucht.
Apropos Bettina – ihre Leidenschaft beschränkt sich nicht nur aufs Wandern. In ihrer freien Zeit kümmert sie sich um ein Tierheim, das sie mit ihrer Kollegin Marketa gegründet hat. Ihr Engagement für Tiere in Not ist beeindruckend und zeigt eine weitere Facette dieser außergewöhnlichen Frau.
Hier geht es zu unseren tollen Reisen mit Bettina auf Korfu.
Alle unsere Griechenland-Reisen gibt es hier.
Christian Hlade’s Korfu Tipps
Ende April bis Anfang Juni und September bis Mitte/Ende Oktober. Das Wetter ist angenehm warm, aber nicht zu heiß, und es ist weniger touristisch als im Hochsommer.
Mit dem entsprechenden Programm frühem Start und ausreichend Zeit zum Baden und Genießen lässt es sich aber durchaus auch im Sommer gut wandern!
Der Weg vom Agios Georgios-Strand nach Paleokastritsa.
Die atemberaubenden Ausblicke auf die Buchten von Paleokastritsa, der Wechsel zwischen schattigen Olivenhainen und offenen Küstenabschnitten, sowie die Möglichkeit, am Ende in einer der malerischen Buchten zu baden.
Als literarische Ergänzung zur Reise empfehle ich “Mein Korfu” von Gerald Durrell für einen humorvollen und historischen Einblick in das Inselleben.
In den Sommermonaten kann es unter Tags schon recht heiß werden, daher genügend Wasser mitnehmen und Sonnenschutz nicht vergessen. Einige Wanderwege können nach Regenfällen rutschig sein, festes Schuhwerk ist empfehlenswert.
Das kleine Dorf Sokrakiim, das wir auf einer unserer Wanderungen besucht haben. Es liegt abseits der Touristenpfade und bietet einen authentischen Einblick in das korfiotische Dorfleben und die tollen Tavernen, die Bettina uns empfohlen hat!