Die schönsten Reisen, Wanderwege und Trekkingrouten in Nepal
In diesem Beitrag berichtet Weltweitwandern-Gründer Christian Hlade von seinen Wandererfahrungen in Nepal.
Meine Lieblings-Trekkingtouren in Nepal?
Ich werde oft gefragt welche Trekkingtour in Nepal meine liebste ist. Meine Antwort lautet oft: “Es kommt darauf an…”
Der Annapura Circuit und der Manaslu-Trek bieten eine große Vielfalt an Vegetationszonen, Kulturen und Bergpanoramen. Ruhiger und ursprünglicher um den Manaslu, komfortabler und ebenfalls wunderschön um die Annapurna.
Am Trek zum Everest-Basecamp ist man den höchsten 8.000er-Bergriesen Everest, Lhotse, Makalu und Cho Oyu und auch der wunderschönen Ama Dablam besonders nahe. Man hat dort buchstäblich das Gefühl: Wenn die Berge jetzt umfallen, dann würde man von ihnen erschlagen. Außerdem wandert man durch die Sherpa-Region mit berühmten Orten wie Namche Bazar, Tengboche. Ständig wird man an Tenzing Norgay und Sir Edmund Hillary erinnert, stolpert über Namen großer Legenden – alles, was das Bergsteigerherz in seiner Jugend aufgesaugt hat. Es ist ein Pilgerort und schon eine der gewaltigsten Reisen.
Der Trek nach Langtang und Helambu liegt nahe der tibetischen Grenze und ist weniger besucht als die „berühmteren“ Treks. Dort erwarten uns ursprüngliche Natur und authentische Einblicke in das buddhistische Leben der dort lebenden Bevölkerung.
Beim Panoramawandern in den südlichen Vorketten des Himalayas hat man wunderschöne Blicke von recht entspannten Wegen und schönen Lodges.
Das lange Trekking nach Dolpo führt in eine der entlegensten Regionen von Nepal und ist die Lieblingsroute meines langjährigen Freundes und Guides Sonam Sherpa. Die beste Jahreszeit ist hier der Sommer (Juli bis September).
Sehr herausfordernd ist der Trek um den Dhaulagiri.
Berührend – aber stellenweise wegen der chinesischen Dominanz traurig – ist für mich auch immer eine Reise nach Tibet. Wer lebendige, tibetische Kultur in Freiheit erleben möchte, sollte viel besser nach Ladakh (Nordindien), nach Dolpo oder Bhutan reisen!
Super fand ich vor vielen Jahren auch den Trek zum Annapurna Basecamp, allerdings ist diese Route aktuell sehr überlaufen.
Trekking zum Everest Basecamp
Die Wanderungen am Everesttrek führen in große Höhen, zusammen mit der starken Sonneneinstrahlung macht das diese Routen schon etwas herausfordernd. Zumindest in den ersten Tagen über 4.000m Seehöhe steht man “ein wenig neben sich”. Wenn man später, nach der Wanderung und wieder unten, an die Zeit oben denkt, kommt einem alles wie ein Traum vor.
Ab Namche Bazar führt die Wanderung durch geschichtsträchtige Sherpa-Orte wie Thame, Khumjung mit der Edmund Hillary Schule und Dole und hinauf zu den wunderschönen Gokyo-Seen. Der Ri ruft. Ri heißt Berg, und wenn der Gokyo Ri (5.350 m) ruft, heißt das: Kein schwerer Anstieg und gleich vier Achttausender vor der Nase!
Zum Marsch über Schneefelder und den Cho La (5.420 m) brechen wir schon im Dunklen auf, unser Guide lotst uns über geröllige Wege. Rund um das Basislager des Lobuche erinnern Gedenksteine an verunglückte BergsteigerInnen. Tag 15 ist ein besonderer: Wir stehen vor den vielen Gebetsfahnen, die den Eintritt ins Everest-Basislager markieren. Von hier aus sehen wir den Khumbu-Icefall, jenen Hang, in den das Gletschereis aus dem Tal des Schweigens hinunterfällt. Danach kommen wir nach Gorak Shep, die letzte dauerhaft bewohnte Ortschaft vor dem Mount Everest und die höchstgelegene Schlafstätte unserer Tour auf 5.207 m.
Wir wollen noch höher hinaus und besteigen den „schwarzen Felsen“ Kala Patthar (5.545 m). Zwischen uns und dem Gipfel des höchsten Bergs der Erde liegen bloß zehn Kilometer Luftlinie.
Besonderheiten
Ich fand jede meiner vielen Wanderungen in Nepal wunderschön und für sich einzigartig! Was alle Trekkings in Nepal gemeinsam haben, ist die großartige Kombination aus wunderschönen Berg- und Landschaftserlebnissen, verbunden mit Begegnungen der Menschen und der tibetischen Kultur mit vielen Klöstern und Gebetsfahnen.
Kleiner Mann ganz hoch
Im Jahr 2012 fanden unsere älteren Kinder, damals acht und zehn Jahre alt, die familiären Wanderambitionen langweilig und blieben lieber daheim bei der Oma. Unser einziger Reisebegleiter nach Nepal war daher Leo, unser Jüngster.
Schon kurz nach der Landung ist klar: In Nepal ist Leo der Star und wir sind bloß Begleitpersonal. Ständig stürzen sich Leute mit „Sssssooo cute (so süß)“-Ausrufen auf ihn. Wildfremde Frauen kommen, um ihn zu tätscheln, was Leo mit stoischer Gelassenheit erträgt.
Oft wechseln die Menschen sogar die Straßenseite, um näher zu kommen. Bettler vergessen aufs Betteln, auf allen Gesichtern erscheint ein Lächeln. Westliche Kinder sind hier in Nepal eine Seltenheit, und mit seinen Pausbacken entspricht Leo offenbar exakt dem nepalesischen Schönheitsideal.
Nach einigen Tagen kann Leo seine ersten Brocken in der fremden Sprache: „Namasteee!“ (Hallo!), „Timi lay Kosto-tzas?“ (Wie geht es dir?) oder „Kati Paysa heee?“ (Wie viel kostet das?). Das sonst übliche Feilschen mit Händlern fällt diesmal aus, weil sie ohnehin den Preis halbieren und nicht aufhören zu grinsen.
Von Pokhara brechen wir auf zu einer Trekkingtour ins Annapurna-Gebiet. Sonam und Hari, langjährige Weltweitwandern-Führer, begleiten uns. Leo thront meist auf Sonams Schulter in der Rückentrage. Das langsame Tempo ermöglicht viele schöne Begegnungen. An einem Abend übernachten wir in einer Lodge mit einer Gruppe aus Korea. Als Leo zu verstehen gibt, dass „Gangnam Style“ sein Lieblingslied ist, werden Smartphones angeworfen und alle tanzen zusammen. Bei Begegnungen mit nepalesischen Kindern wird Ball gespielt oder einfach nur herumgeblödelt. Die Woche vergeht wie im Flug – und ganz ohne kritische oder grantige Momente. Auch das Essen funktioniert wunderbar. Es gibt Müsli, Toast und Eier zum Frühstück sowie viel Gemüse, Pommes, Reis und vor allem Leos geliebte „Mmm-Mommos“ (tibetische Teigtaschen).
Den letzten Tag verbringe ich immer gern beim Boudha-Heiligtum in Kathmandu, so auch diesmal. Hunderte Pilger kommen zu dem riesigen weißen Stupa, der erhaben in den Himmel ragt, mit Gebetsmühlen, Räucherwerk und heiligen Mantras auf den Lippen. Auch Leo übt sich in Niederwerfungen, und das Mantra „Om Mani Padme Hum“ rezitiert er inzwischen flüssig.
Nepal und seine Menschen
Auch mit Nepal bin ich vor allem über seine Menschen verbunden. Meinen Freund Sudama zum Beispiel, zugleich auch unser Nepal-Partner, treffe ich mehrmals pro Jahr.
Das kreative Sprachtalent
Schon 2005, als wir uns in Kathmandu erstmals begegneten, hat er mich mit seinem tiefen Wissen über Buddhismus, dargebracht in perfektem Deutsch, begeistert. Sudama hat Betriebswirtschaft studiert, aber die Himalaya-Berge haben ihn schon früh angezogen und so hat er bereits in jungen Jahren Touristengruppen auf Trekkingtouren begleitet, zuerst als Träger, später als Assistant-Guide. Er kennt also alle Aspekte des Trekking-Geschäfts aus eigener Erfahrung. Zusammen haben wir schon Marokko bereist und waren in den Alpen Bergwandern.
Was uns auch verbindet, ist die Arbeit für Bildungs- und Sozialprojekte. Sudama hat ab 2000 Waisenkinder bei sich zu Hause aufgenommen. Gerade in der Zeit des damaligen Bürgerkrieges haben viele Kinder ihre Eltern verloren und waren auf der Straße. Daraus entwickelte sich ein kleines Kinderheim, das wir von Weltweitwandern finanziell unterstützten. 2015 wurden alle unsere bisherigen Gebäude vom Erdbeben zerstört. Durch die große Hilfsbereitschaft unserer Gäste konnten wir das Kinderheim nicht nur rasch wiederaufbauen, sondern auch um die benachbarte Kundalinee School erweitern. Mit unserem Verein “Weltweitwandern Wirkt!” unterstützen wir diese Bildungsprojekte und haben das Projekt nun auch mit Berufslehrgängen ausgebaut.
Vom Hilfsträger zum Chef-Bergführer
Sonam Sherpa stammt aus Hile, einem kleinen Weiler am Weg zum Everest. In einfachsten Verhältnissen aufgewachsen, hatte er kaum die Gelegenheit zum Schulbesuch. Um das für sich und die Großfamilie bitter notwendige Geld zu verdienen, arbeitete er schon früh als Träger für Touristengruppen zum Everest. Sudama motivierte Sonam, Englisch zu lernen und Ausbildungen zum Bergführer zu machen. Sonam nutzte all die angebotene Unterstützung. Oft habe ich ihn beobachtet, wie er selbst bei der Mittagsrast oder am Abend seine Bücher und Vokabelhefte herausholt, um zu lernen. Inzwischen spricht Sonam nicht nur exzellent Englisch, sondern auch gut Deutsch und ist der führende Berg-Guide in unserem Nepal-Team.
In seinem Heimatdorf Hile hat Sonam mit der Unterstützung unseres Vereins “Weltweitwandern Wirkt!” ein großes Kultur- und Bildungszentrum ins Leben gerufen.
Die Küche
Die Basis der nepalesischen Küche bildet Dalbhat. Bei vielen kommt das gut gewürzte Linsencurry mit Reis täglich auf den Tisch, teils sogar mehrmals an einem Tag. Je nach Saison und finanzieller Lage kommen dazu noch Gemüse, Fleisch, Fladenbrot und „Pickles“ (sauer-scharf Eingelegtes) auf den Teller.
Die Momos, die tibetischen Teigtaschen, werden auch hier mit Hackfleisch, Gemüse oder Käse gefüllt. Typischerweise findet sich in der Mitte des Tellers eine rötlich-scharfe Sauce, in die die Momos zwecks Erhöhung des Schärfefaktors eingetaucht werden können.
Viele der in Nepal angebotenen Gerichte sind ähnlich wie ihre Verwandten aus der indischen Küche (Curries) oder der chinesischen Küche, wie zum Beispiel Chowmien (gebratene Nudeln).
Dass in Nepal auch Landesuntypisches angeboten wird, liegt daran, dass nicht wenige Nepalesen in den Alpen als Köche arbeiten: Sie bringen Rösti, Apple Strudel und Kaiserschmarren mit heim nach Nepal und das selbst in die entlegensten Dörfer.
Was ist die beste Reisezeit für Trekking in Nepal?
Frühling (März/April)
Zu dieser Jahreszeit blühen im Himalaya riesige Wälder mit großen Rhododendronbäumen. Die Berge sind vom Winter her noch schneebedeckt und sehen dadurch sehr schön aus. Das Wetter ist zu dieser Saison recht stabil. Zudem sind weniger Wandernde unterwegs als in der beliebteren Herbstsaison (Okt/Nov).
Monsun-Regenzeit (Juli-September)
In dieser Zeit kann man in den Regionen nördlich der Himalaya-Hauptkette (Dolpo, Mustang, Tibet und auch Ladakh) gut und bei meist schönem Wetter wandern. Zu anderen Jahreszeiten kommt man dort gar nicht hin, weil die Pässe entweder noch (im Frühling bis Mai/Juni) oder schon wieder im Herbst (ab Oktober) verschneit sind.
Winter (November-Februar)
Der Winter ist mit meist schönem und tagsüber auch recht warmem Wetter perfekt fürs Panoramawandern in den Himalaya-Vorbergen mit tollen Aussichten.
Herbst (Mitte September – November)
Nach dem Monsunregenfällen im Sommer folgt schönes, klares Wetter. Die Felder und Wiesen sind grün und es herrscht häufig sehr gute Fernsicht. Der Herbst ist daher die Hauptsaison für die „klassischen“ Trekkingtouren in Nepal.
Fakten
Beste Reisezeit: Oktober bis April. Allerdings sind die hohen Pässe zwischen Dezember und Februar meist nicht passierbar.
Beste Wanderung: Die Manaslu-Umrundung, die Annapurna-Umrundung, der Everest-Trek, der Dolpo-Trek, der Dhaulagiri-Trek, Langtang, das Panoramawandern bei Pokhara….
Besonderheiten: Die große Nähe zu den höchsten Bergen der Welt.
Literatur: Geheime Wahlen: Ein Roman aus Nepal von Manjushree Thapa, Forget Kathmandu von Manjushree Thapa, Auf der Spur des Schneeleoparden von Peter Matthiessen, Lonely Planet Reiseführer Nepal. Im Herzen des Himalaya von Alexandra David-Néel
Aufpassen: Besser unterwegs eher wenig Fleisch essen, auf eine gute Höhenanpassung und auf sicheres Trinkwasser achten