Der Süden von Portugal: Wandern im Alentejo und der Algarve
In diesem Blogbeitrag haben wir unseren Portugal-Guide Andreas zu seinem Lieblingsorten zum Wandern und Essen in Portugal gefragt. Er teilt hier mit Ihnen Tipps zum Wandern in Portugal im Alentejo und Algarve, gibt Kulinarik-Tipps und verrät die beste Reisezeit.
Interview mit Portugal-Guide Andreas
Was sind die schönsten Wanderungen in Portugal?
Die spektakulärsten Wanderwege und die besten Aussichten hat man im Portugal südlich Lissabons jedenfalls direkt an der Atlantikküste – die Felsenküsten im Süden und Westen der Algarve und an der Küste des Alentejo haben noch einen jeden Wanderer begeistern können. Einer der schönsten dieser Küstenabschnitte verbindet seit 2012 der Fernwanderweg „Rota Vicentina“, einer alten Pilgerroute zum Leuchtturm am Cabo São Vicente am südwestlichen Ende Europas folgend. Allerdings sind die schönsten Pfade direkt am Steilkliff die meist noch unmarkierten und menschenleeren Fischerpfade, abseits vom Hauptverlauf der offiziellen Rota Vicentina.
Wandern an Portugals Süd- und Westküste
Die Südküste und südliche Westküste Portugals sind sehr vielfältig und abwechslungsreich. Vor allem im Südwesten, an der Algarve-Westküste und der Küste des Alentejo, ist das Küstenland sehr wild und unberührt geblieben und durch den Naturpark „Costa Vicentina“ geschützt. Dies ist der weitläufigste unberührte Küstenabschnitt Südeuropas.
Charme des Landesinneren von Portugal
Am lieblichsten zeigt sich Südportugal jedenfalls im Landesinneren. Jede Wanderreise sollte auch in die verträumten Dörfer und Hügel des Hinterlandes der Küste führen. Hier erwarten uns immer sehr viel Grün, sehr freundliche Landbewohner, überaus charmante Kleinstädte und Dörfer, und als Regel immer gutes Essen. Es lässt sich entlang von Flussufern und Stauseen, über aussichtsreiche Hügel, durch weitläufige Korkeichenwälder auch hervorragend wandern. Weil das Land sehr dünn besiedelt ist gibt es hier genügend Platz für alle, und andere Wanderer trifft man kaum, eher aber überraschte Einheimische, dass hier wer geht – man kommt mit denen auch gut ins Gespräch.
Wandern im Wattenmeer bei Faro und Tavira
Als Kontrast zur Steilküste im Alentejo und im Westen der Algarve bin ich auch sehr angetan vom flachen Küstenland am Wattenmeer bei Faro und Tavira im Osten der Algarve. Der durch das Wechselspiel von Ebbe und Flut gezeichnete Naturraum der Sandinseln, Wasserstraßen und sandigen Ufer ist einzigartig. Diese Gegend ist durch den Naturpark „Ría Formosa“ geschützt. Im Winter duftet es hier wunderbar nach blühenden Zitrusbäumen und im Hinterland bezaubern am Ende Jänner die blühenden Mandelbäume.
Wann ist die beste Reise- und Wanderzeit in Portugal?
Die Hauptreisezeit für klassische Portugal-Reisen dauert von Ostern bis Oktober. Dann ist viel los vor allem an der Algarve, die meisten sind dann klassische Badetouristen, die mit vielen Charterflügen direkt nach Faro kommen. Genau gegengesetzt ist die beste Reisezeit fürs Wandern: Die schönste Zeit zum Wandern an der Algarve und im Alentejo ist von November bis in den Frühling, über das Winterhalbjahr, genau umgekehrt zur Hauptreisezeit. Das ist für mich – neben den Naturschönheiten – eine der schönsten Seiten des Wandertourismus in Südportugal: Als „eingemachter Wanderer“ befindest du dich dann im Land, während sonst sehr wenig los ist, wenn die Leute Zeit haben für dich. Da es im Vergleich zu Badetouristen kaum Wanderer gibt, hat man die Wege dann meistens für sich allein, sogar an atemberaubend schönen Wegen trifft man auf nur wenige Menschen.
Jahreszeiten in Südportugal zur Reise-Planung fürs Wandern
Im Sommer (von Juni bis in den Oktober hinein) ist das Land wegen Wassermangel meist braun und dürr, da es im Sommer kaum oder nicht regnet. Vor allem im Hinterland ist es dann auch oft zu heiß zum Wandern.
Dann kommt die „grüne Saison“, die Wandersaison: Ab Oktober/ November beginnt mit den ersten Regenfällen die Natur zu erwachen, Krokusse beginnen zu blühen, das Gras wird wieder grün und saftig. Im Jänner und Februar beginnt die Obstbaumblüte, die Orangen haben dann ihre Hauptblütezeit, es duftet. Von Februar bis Mai blüht dann am meisten am Wegesrand, die Felsenküste schmückt ein Blumenmeer. Ab Mai/ Juni beginnt das Land wieder auszutrocknen, je nach Witterung und Region früher oder später.
Während dieser Wandersaison im Winterhalbjahr herrscht aus einer mitteleuropäischen Perspektive eigentlich immer „Frühlingswetter“ mit ausreichend Wärme und viel Sonnenschein, um Sonne zu tanken für lange Wintermonate zurück in Mitteleuropa. Es gibt in dieser Zeit, zum Glück für die Menschen und die Natur in diesem schönen Land, auch immer wieder ein paar Regenschauer, die aber nur selten ausgiebig ausfallen und auch dem Wandern viel Reiz geben: am schönsten und klarsten ist es immer, wenn es gerade mal etwas geregnet hat, dann duften auch die Zistrosen am Wegesrand am besten.
Temperaturen für Reise Portugal
Die Temperaturen sind das ganze Jahr über sehr ähnlich, in Sagres dem südwestlichsten Ort Kontintaleuropas beträgt der Unterschied zwischen der durchschnittlichen Jänner-Temperatur und der durchschnittlichen Juli-Temperatur nur 8 Grad. Die Algarve weist die wärmsten Wintertemperaturen am ganzen europäischen Kontinent auf. Dies ist dem Ozean zu verdanken, der im Winter als Wärmespeicher dient und im Sommer kühlt, auch durch die Winde. Die Temperaturen schwanken in der Wandersaison von Oktober bis Mai meistens um die 15-22 Grad.
Den Wind an der Küste empfinde ich meistens als angenehm und zur ganzen Szenerie passend. Wer es überhaupt nicht luftig mag und empfindlich auf Wind reagiert, dem empfehle ich unsere Termine im November. Der Herbst ist im Süden Portugals die Jahreszeit mit den wenigsten windigen Tagen, dann kann auch vorkommen, dass es sogar am Cabo São Vicente ganz windstill ist, das wirkt dann fast gespenstisch, so ungewöhnlich ist das.
Gibt es in Portugal Gefahren: Wie sicher ist Portugal zum Reisen?
Portugal ist generell ein sehr sicheres Reiseland, mit sehr niedriger Kriminalitätsrate. Dazu trägt auch viel die Mentalität der Portugiesen bei, mir fällt in Portugal immer auf, dass wirklich ALLE sich sehr für eine gutes Miteinander und für Ruhe einsetzen. Dies verleiht für mich dem Land ein ganz gewisses Flair, ich fühle mich in Portugal selbst immer viel ruhiger und ausgeglichener… und man merkt dies ganz besonders auch im Straßenverkehr, es geht auch da immer recht bedacht und vor allem ruhig zu.
Beim Wandern in Portugal gibt es auch keine größeren Gefahren, wenn man ein paar Wander-Regeln beachtet. Schlangen und Skorpionen kann aber gut aus dem Weg gehen und durch einfache Tricks das Risiko minimieren. In der Regel bekommt man keine zu sehen. Gefährlicher ist jedenfalls, gerade über die Sommermonate, wenn man sich mit zu wenig Wasser alleine auf den Weg macht. Da Wandern als Freizeitaktivität erst seit den letzten Jahren langsam entdeckt wird, gibt es in Südportugal kein großes Netz an Wanderwegen, und keine wirklich brauchbaren Wanderkarten. Da ist Ortskenntnis und guter Orientierungssinn notwendig!
Mit dem Wandern in der Gruppe mit lokal verwurzeltem Guide ist man sowieso auf der sicheren Seite.
Wie ist das Essen während der Wanderungen in Portugal?
Während der Wanderungen machen wir meist eine Picknick-Pause, immer an schönen und oft auch an einsamen, besonderen Platzerln. Da teilen und verspeisen wir gerne Leckerbissen, die wir etwa von den Märkten selbst mitgebracht haben. Öfters kehren wir auch auf einen „Café“ ein, dies ist ja ein wichtiger Bestandteil des portugiesischen Lebensstils.
Die Hauptmahlzeit ist bei unseren Reisen in Südportugal an den meisten Tagen nicht in den Reisepreis inkludiert. Das dient dazu dass die Gäste auch mal die lieblichen portugiesischen Orte selber entdecken zu können. Allerdings biete ich nach jeder Wanderung fast immer ein für die Gruppe organisiertes gemeinsames Essen an, da sind meist dann sogar alle Wandergäste dabei. Für diese Gruppenmahlzeiten sind wir immer Gäste bei kleinen, typischen, oft sehr ursprünglichen und meist inhabergeführten Lokalen. Das ist einmal ein Fischrestaurant mit täglich fangfrischem Fisch, ein anderes Mal die typische kleine „Tasca“ um die Ecke. Viele Feedbacks von Wandergästen bestätigen, dass gerade dieses gemeinsame Speisen von lokalen Spezialitäten neben den Wanderungen selbst eines der größten Attraktionen einer Wanderreise ist. Natürlich gibt es auch überall süffigen und guten Wein, besonders der Alentejo ist ja berühmt vor allem für seinen Rotwein.
Die Einbindung von kleinen inhabergeführten Restaurants und Hotels ist Weltweitwandern besonders wichtig und Teil des Weltweitwandern-Nachhaltigkeitsprogramms.
Warum gerade nach Portugal zum Wandern?
Ich schätze vor allem das ganzjährig milde Klima, und die Möglichkeit, mitten im Winter zwischen blühenden Obstbäumen und durch ein Blumenmeer spazieren zu können. Dann, generell, die reiche Pflanzenwelt, und die Sauberkeit: Müll findet man kaum in der Natur. Ein Traum ist es natürlich, bei der Algarve-Reise täglich zumindest einmal an den Ozean zu kommen. Ich schätze auch tagelange Wandertouren direkt an der zerklüfteten Küste, und den positiven Effekt auf unsere Gesundheit durch die Meeresgischt. Bei hohen Wellen ist die Gischt so stark, dass ganze Küstenabschnitte in einen geheimnisvollen Nebel gehüllt sind. Angenehm ist auch die geringe Bevölkerungsdichte, die intakte Umwelt, die ruhige Wesensart der Portugiesen. Nicht unerwähnt sollte bleiben die portugiesische Küche, die für viele ein Reisegrund ist.
Über unseren lokal verwurzelten Partner Andreas
WWW-Partner & Wanderführer
Der Oberösterreicher konzipiert und leitet seit 2015 Wanderreisen für Weltweitwandern in Polen und Portugal. Südportugal hat er lieben und kennengelernt, seit er mit seiner Familie wiederholt einige Monate an der Algarve zum „Überwintern“ war. Als begeisterter Wanderer war er kreuz und quer durch die Algarve bereits zu Fuß unterwegs, als es dort noch kaum markierte Wanderwege gab. Einige seiner „Wanderpionier-Wege“ begeht er heute mit viel Freude und Engagement mit seinen Wandergästen. Das ländliche geprägte Alentejo hat er eingehend kennengelernt, als er Südportugal auf dem Fernwanderweg „Rota Vicentina“ durchquerte. Die portugiesische Sprache – und nebenbei auch die Schönheit der Stadt – hat er in Lissabon kennengelernt. In seiner Freizeit ist Andreas viel unterwegs, um neue Wege zu erkunden und dieses Wissen an seine Gäste weiterzugeben.